Verarbeitendes Gewerbe: Nachlassende Dynamik im Exportgeschäft erwartet

Im verarbeitenden Gewerbe Baden-Württembergs setzte sich das freundliche Geschäftsklima fort. Die Zufriedenheit der Unternehmen mit der Geschäftslage nahm nach einer deutlichen Abschwächung im Juni wieder zu. Die Testteilnehmer erwarteten mit  Blick auf die kommenden Monate unverändert eine insgesamt noch etwas günstigere Geschäftsentwicklung. Im Exportgeschäft dürfte nach ihrer Einschätzung die im bisherigen Jahresverlauf stark ausgeprägte Dynamik jedoch deutlich nachlassen. Die Reichweite der Auftragsbestände ist im Zusammenhang mit einer zuletzt wieder lebhafteren Gesamtnachfrageentwicklung gestiegen und war mit 3,2 Monaten höher als im April (2,9 Monate) und vor einem Jahr (3,0 Monate). Die Auslastung der Produktionsanlagen verbesserte sich gegenüber April minimal (von 85,4 % auf 85,7 %). Die Produktionspläne wurden gekürzt, sie waren per Saldo aber noch auf Expansion gerichtet.

Im Vorleistungsgüter produzierenden Gewerbe haben sich die Lageurteile auf den höchsten Stand im bisherigen Jahresverlauf verbessert. Die Unternehmen verzeichneten ein Nachfrageplus, wobei die Reichweite der Auftragsbestände mit 2,8 Monaten gegenüber April nur geringfügig zulegte (von 2,7 auf 2,8 Monate). Die Kapazitätsauslastung ist mit 85,5 % nahezu konstant geblieben, sie war aber knapp drei Prozentpunkte höher als im langjährigen Durchschnitt. Der Entwicklung in den kommenden Monaten sahen die Testteilnehmer unverändert zuversichtlich entgegen, auch im Exportgeschäft. Produktionsanhebungen waren jedoch seltener als im Vormonat geplant.

Im Investitionsgüter produzierenden Gewerbe haben sich die Lagebewertungen nach ihrem deutlichen Rückgang im Juni auf hohem Niveau stabilisiert. Eine Zunahme der Bestellungen sorgte für eine anhaltend auskömmliche Auftragslage, wobei sich die Reichweite der Auftragsbestände im Quartalsabstand verlängert hat und mit 3,4 Monaten ebenso hoch war wie ein Jahr zuvor. Die Auslastung der Maschinen und Anlagen blieb dagegen nahezu konstant, was angesichts der in den letzten Monaten erfolgten Produktionsausweitungen auf eine Zunahme der Produktionskapazitäten hindeutet. Die Geschäftserwartungen hellten sich wieder auf, wobei sich positive und negative Einschätzungen weitgehend die Waage hielten. Das bislang überdurchschnittlich kräftige Wachstum im Auslandsgeschäft wird in den nächsten Monaten voraussichtlich durch eine ruhigere Entwicklung abgelöst werden. Darauf deuten die nochmals nach unten korrigierten Exporterwartungen hin. Die Aufwärtstendenz der Industrieproduktion dürfte sich den weiter gekürzten Produktionsplänen zufolge ebenfalls abschwächen. 

Im Konsumgüter produzierenden Gewerbe blieb das Geschäftsklima abermals nahezu unverändert. Allerdings entwickelten sich seine beiden Komponenten gegenläufig. Die Zufriedenheit der Testteilnehmer mit ihrer Geschäftslage nahm wieder zu. Dazu beigetragen haben auch eine verstärkte Nachfrage, eine gegenüber April höhere Reichweite der Auftragsreserven und eine verbesserte Auslastung der Produktionsanlagen (von 85,7 % auf 87,0 %). Die Geschäftserwartungen für die nächsten Monate trübten sich jedoch ein und ließen eine leichte Skepsis erkennen, zumal sich auch die Hoffnungen auf ein wachsendes Exportgeschäft weitgehend verflüchtigt haben. Wie schon im Juni deuten auch die aktuellen Produktionspläne auf ein in den nächsten Monaten weitgehend gleichbleibendes Produktionsniveau hin.

Branchenentwicklung: In der chemischen Industrie wurde die Geschäftslage nach einer zwei Monate anhaltenden Abschwächungstendenz wieder positiver bewertet. Die Unternehmen verzeichneten eine Zunahme der Bestellungen und hoben ihre Produktion an. Die Kapazitätsauslastung ist gegenüber April leicht gestiegen, sie war mit 83,6 % gut zwei Prozentpunkte höher als im langfristigen Durchschnitt (81,3 %). Im Hinblick auf ihre allgemeinen Geschäftsperspektiven äußerten sich die Testteilnehmer zwar weniger optimistisch als im Juni, sie rechneten aber vermehrt mit einem wachsenden Auslandsgeschäft. Den Personalplänen zufolge besteht ein anhaltender Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften.

Bei den Herstellern von Gummi- und Kunststoffwaren hat sich die Geschäftslage nach dem Dämpfer vom Vormonat verbessert. Der Auftragseingang ist gestiegen. Die Reichweite der Auftragsreserven ist jedoch gegenüber April gesunken, sie war mit 2,7 Monaten aber etwas höher als zur gleichen Zeit im Vorjahr (2,6 Monate). Der allgemeinen Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten blickten die Testteilnehmer weniger zuversichtlich entgegen als im Juni, sie setzten aber wieder mehr Vertrauen in das Exportgeschäft, das die laut amtlicher Statistik rückläufige Umsatzentwicklung im Inland bisher weitgehend kompensieren konnte. Mit steigenden Verkaufspreisen wurde nun entgegen den im Vormonat geäußerten Erwartungen nicht mehr gerechnet.

In der Branchengruppe Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden waren die Unternehmen mit ihrer Geschäftslage ähnlich zufrieden wie in den drei Monaten zuvor. Eine erneut gestiegene Nachfrage führte zu einer weiteren Verbesserung der Auftragslage. Die Aussichten für das kommende halbe Jahr wurden jedoch weniger günstig eingeschätzt als im Juni. Da der Lagerdruck unverkaufter Waren zu hoch blieb, soll die Produktionsleistung in den nächsten Monaten eher nicht angehoben werden.

In der Branche Herstellung von Metallerzeugnissen hat sich das Geschäftsklima nach einer drei Monate anhaltenden Eintrübungsphase wieder erholt. Ausschlaggebend war, dass die Unternehmen nicht mehr ungünstigere Geschäftsperspektiven erwarteten, sondern damit rechneten, dass sich an der bisher zufrieden stellenden Geschäftslage auch in den kommenden Monaten wenig ändern wird. Bei zuletzt gefestigter Nachfrage lagen sowohl die Reichweite der Auftragsbestände als auch die Kapazitätsauslastung auf dem Niveau vom April. Vom Exportgeschäft werden nach Einschätzung der Befragten auch in nächster Zeit keine Wachstumsimpulse ausgehen.

Unter den Produzenten von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen ist die Zufriedenheit mit der wirtschaftlichen Gesamtsituation deutlich gestiegen. Die Unternehmen verzeichneten eine weitgehend stagnierende Nachfrage und stuften ihre Auftragsbestände erneut als ausreichend groß ein. Im Hinblick auf die kommenden Monate hat sich die Skepsis, was die allgemeinen Geschäftsperspektiven betrifft, zwar weitgehend verflüchtigt. Für die Entwicklung des Exportgeschäfts sahen die Testteilnehmer allerdings vermehrt Risiken. Die Produktionspläne sprachen dafür, dass das Produktionsniveau eher etwas abgesenkt werden dürfte.

Bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen hielt das freundliche Geschäftsklima an. Die Unternehmen schätzten ihre Lage positiver ein als im Juni. Sie gingen aber davon aus, dass sich der Spielraum für eine weitere Verbesserung in den nächsten Monaten eher wieder verkleinern wird. Die aktuelle Situation war auch gekennzeichnet durch ein Nachfrageplus und eine Verbesserung der Auftragslage. Die Produktionsanlagen waren mit 87,7 % erneut höher auslastet als vor Jahresfrist (85,9 %). Zur weiteren Entwicklung des Exportgeschäfts äußerten sich die Testteilnehmer weniger optimistisch als in den Monaten zuvor.

Im Maschinenbau verbesserten sich die bisher schon guten Lageeinschätzungen deutlich. Die Unternehmen erfreuten sich einer lebhaften Nachfrageentwicklung. Die Reichweite der Auftragsreserven hat sich von 3,5 Monaten im April auf 3,9 Monate verlängert, sie lag damit aber noch unter dem Niveau des Vorjahres (Juli 2014: 4,2 Monate). In der Auslastung der Produktionsanlagen wurde ein Anstieg von 83,2 % auf 84,8 % verzeichnet. Den kommenden Monaten blickten die Maschinenbauer unverändert zuversichtlich entgegen, ihre Produktionspläne blieben auf Expansion gerichtet. Allerdings wird sich das Auslandsgeschäft den Exporterwartungen zufolge nicht mehr so dynamisch entwickeln wie bisher.

Unter den Herstellern von Kraftwagen und Kraftwagenteilen setzte sich der Stimmungsabschwung fort. Nochmals nachgegeben haben die Urteile zur Geschäftslage, wobei diese immer noch überdurchschnittlich positiv ausfielen. Aufgrund des kräftigen Nachfrageanstiegs in den vorangegangen Monaten hat die Reichweite der Auftragsbestände deutlich zugelegt und war mit 3,6 Monaten auch erheblich größer als ein Jahr zuvor (2,9 Monate). Die Kapazitätsauslastung bewegte sich dagegen mit 89 % lediglich auf dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Für die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monate wurden nach wie vor Risiken gesehen, wenngleich diese nun etwas geringer eingeschätzt wurden als im Juni. Die Unternehmen revidierten ihre Exporterwartungen weiter nach unten und rechneten im Auslandgeschäft mit einem deutlich schwächeren Wachstum als im bisherigen Jahresverlauf. Den Produktionsplänen zufolge soll die Produktionsleistung in der nächsten Zeit weitgehend konstant bleiben.

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