11.01.2013|Gesamtwirtschaft

Südwest-Industrie geht zuversichtlich ins Jahr 2013

Die schwere Wirtschaftskrise in Südeuropa ist an den Unternehmen in Baden-Württemberg zwar nicht spurlos vorüber gegangen, doch sind die großen Industriebranchen im Jahr 2012 auf Wachstumskurs geblieben. Auch dem neuen Jahr sehen die Betriebe nach einem Stimmungstief im Herbst wieder optimistischer entgegen. Allerdings wird es entscheidend darauf ankommen, ob die Exporte nach Übersee und die Nachfrage der deutschen Konsumenten weiterhin stärker sind als die negativen konjunkturellen Einflüsse aus den Euro-Krisenstaaten.

Zum Jahresende hat sich die Wirtschaftsstimmung in Baden-Württembergs Industrie gefangen: Der L-Bank-ifo-Geschäftsklimaindex für das verarbeitende Gewerbe legte nach mehreren Abwärtsmonaten sowohl im November als auch im Dezember zu. Mit einem Stand von minus sechs Punkten ist das Barometer nur knapp im negativen Bereich und nicht weit entfernt vom Stand vor zwölf Monaten (plus 9,0 Punkte).

Allerdings zeigt der Branchenvergleich starke Stimmungsunterschiede. Insbesondere die Automobilindustrie hat 2012 eine emotionale Achterbahnfahrt erlebt: Zwischen dem aktuellen Geschäftsklimawert (minus 44,2 Punkte) und dem Jahreshoch vom Februar liegen annähernd 80 Punkte. Verantwortlich für den Stimmungsumschwung dürfte vor allem der Absatzeinbruch in Europa sein – der Branchenverband ACEA meldete für November die schlechtesten Verkaufszahlen seit 20 Jahren.

Zumindest die großen Autohersteller konnten den Rückgang allerdings mit Verkäufen in China und Nordamerika kompensieren. Daimler produziert 2012 jedenfalls mehr Pkw denn je und Porsche übertraf den Verkaufsrekord von 2011 bereits im November um mehr als 10.000 Fahrzeuge. Porsche-Chef Matthias Müller geht zudem bislang davon aus, dass der Sportwagenbauer auch 2013 wächst, wenn auch „etwas gedämpft“.

Deutlich freundlicher als in der Autobranche zeigt sich das Konjunkturklima im Maschinenbau. So beurteilten die Unternehmen die Perspektiven für die kommenden sechs Monate im Dezember wieder etwas besser (minus 14 Punkte vs. minus 22 Punkte im Oktober bzw. minus 17 im November). Für das Jahr 2012 rechnet der Branchen-verband VDMA im Südwesten mit einem Umsatzplus von vier bis fünf Prozent. Untermauert werden die positiven Erlöserwartungen durch die Entwicklung des Auftragseingangs, der im Oktober um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zulegte.

In der ebenfalls stark vom Export abhängigen Chemieindustrie hat sich die Wirtschaftsstimmung zuletzt wieder verbessert. Das Geschäftsklima stieg von minus zehn Punkten im November auf minus fünf Punkte zum Jahresende 2012. Dabei beurteilen die Unternehmen ihre aktuelle Lage mit plus vier Punkten deutlich besser als die künftige Entwicklung (minus 14 Zähler). Derzeit gehe es der Chemie- und Pharmaindustrie in Baden-Württemberg gut, zudem sei die Entwicklung „deutlich positiver als im Bund“, so die Einschätzung der Chemieverbände.

Die Baubranche schließlich nimmt in der Südwest-Wirtschaft eine Sonderstellung ein. Zwar sind die Geschäftserwartungen im Bau-hauptgewerbe noch negativ (minus zehn Punkte), allerdings dürfte dies darauf zurückzuführen sein, dass viele Unternehmen am Rande ihrer Kapazitäten arbeiten und daher kaum mit weiteren Zuwächsen rechnen. „Der Wohnungsbau boomt, der Wirtschaftsbau floriert, und auch der öffentliche Bau scheint sich etwas zu erholen“, fasst Dieter Diener, der Geschäftsführer der Landesvereinigung Bauwirtschaft Baden-Württemberg die aktuelle Stimmungslage zusammen. Allein in den ersten neun Monaten sei der Auftragseingang der Branche um fast 20 Prozent gestiegen. Der Gesamtumsatz legte bis Ende September um 3,6 Prozent zu. Die meisten Betriebe hätten jedenfalls „im Moment nichts zu jammern“, betont der Verbandschef.

Zu einer positiven Konjunkturentwicklung im Südwesten sollte 2013 auch der private Konsum beitragen. Laut einer GfK-Studie steigt die Kaufkraft in Baden-Württemberg auf rund 22.115 Euro pro Kopf, im Länderranking bringt dies den dritten Platz hinter Hamburg und Bayern. „Insgesamt stehen die Vorzeichen für die Südwest-Wirtschaft nicht schlecht. Zwar ist mit einem schwächeren Wachstum zu rechnen, doch dürfte die Wirtschaftsleistung in Baden-Württemberg auch 2013 schneller wachsen als im Bundesdurchschnitt“, erwartet Christian Brand, Vorstandsvorsitzender der L-Bank. Für die deutsche Volkswirtschaft prognostiziert die Deutsche Bundesbank ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 0,4 Prozent, das Ifo-Institut hält ein Plus von 0,7 Prozent im laufenden Jahr für wahrscheinlich.

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