17.03.2014|Gesamtwirtschaft

„Der Standort Baden-Württemberg kann erst mal optimistisch in die Zukunft blicken.“

Dr. Nils Schmid

Dr. Nils Schmid, stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Finanzen und Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg über die Bedeutung der Schwellenländerkrise für die baden-württembergische Wirtschaft.

 

Welche Bedeutung haben Schwellenländer für die baden-württembergische Wirtschaft?

Die baden-württembergischen Exporte in Schwellenländer haben von 2002 bis 2012 um rund 160 Prozent zugenommen. Mit rund 26 Prozent geht heute schon fast ein Drittel unserer Exporte in die so genannten Emerging Markets. Und weil diese Länder hohe Wachstumspotenziale haben, wird deren Bedeutung für unsere Unternehmen weiter zunehmen. Deswegen begleite ich ganz bewusst Wirtschaftsdelegationen aus Baden-Württemberg nach Indien, China, Saudi-Arabien oder in die südostasiatischen ASEAN-Staaten, aber auch in interessante Märkte wie Algerien, Myanmar, Kurdistan oder den Oman.

 

Auf welche Branchen wirkt sich die Schwellenländerkrise am stärksten aus?

Weil die Südwestindustrie mit einer Exportquote von über 50 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 45 Prozent liegt, schlagen sich Schwankungen der Weltwirtschaft immer auch überdurchschnittlich auf unser Bundesland aus. Die industriellen Kernbranchen Baden-Württembergs, also Maschinen- und Fahrzeugbau, elektronische Erzeugnisse und elektrische Ausrüstungen stehen für fast zwei Drittel der gesamten Auslandsgeschäfte. Diese Branchen wären von Nachfrageschwankungen wohl auch am Stärksten betroffen.

 

Trübt die Schwellenländerkrise die Stimmung der baden-württembergischen Exportwirtschaft?

Natürlich dämpft es die Stimmung der Außenhändler, dass aus den Schwellenländern im ersten Halbjahr 2014 keine wesentlichen Wachstumsimpulse zu erwarten sind. Anstehende Reformen in den Schwellenländern und die Beherrschung von Turbulenzen auf den Finanzmärkten dürften sich jedoch mittel- bis langfristig positiv auswirken.

 

In welchen Schwellenländern bekommen Baden-Württembergs Unternehmen die Krise am stärksten zu spüren?

Die Schwellenländer sind von den Währungsturbulenzen unterschiedlich betroffen. Ich will den Blick vielmehr darauf lenken, dass die Entwicklung in diesen Ländern nicht nur von der Situation auf den Finanzmärkten abhängt. Sondern auch davon, wie einzelne Länder ihren Spielraum für Strukturreformen nutzen werden.

 

Welche Folgen hat die Krise der Schwellenländer für ausländische Kapitalinvestitionen nach Baden-Württemberg?

Es ist sicher zu früh, um die Auswirkungen auf Baden-Württemberg zu bewerten. Unsere landeseigene Wirtschaftsfördergesellschaft Baden-Württemberg International (bw-i) zählte 2013 den Rekordwert von über 350 ausländischen Investitionsprojekten im Land. Insgesamt sind nach Angaben von bw-i bereits über 3.700 ausländische Unternehmen in Baden-Württemberg ansässig. Daher kann der Standort Baden-Württemberg erst mal optimistisch in die Zukunft blicken.

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