10.08.2020|Bauhauptgewerbe

Bauhauptgewerbe: Erwartungen noch von Unsicherheit geprägt

Im Bauhauptgewerbe stieg der Geschäftsklimaindikator im Juli leicht an, er blieb aber im negativen Bereich. Mit ihrer derzeitigen Situation zeigten sich die Baufirmen etwas seltener zufrieden als zuletzt, die Lage kann aber im langfristigen Vergleich noch als sehr günstig gelten. Die Urteile zum Arbeitsvorrat fielen am aktuellen Rand wieder vereinzelt positiv aus. Die Reichweite der Auftragsreserve ging marginal zurück auf 4,1 Monate (4,2 zuletzt; 4,1 im Juli 2019). Der Auslastungsgrad des Geräte- und Maschinenparks nahm um 1,1 Prozentpunkte ab auf 81,3% und entsprach damit exakt dem Vorjahreswert. Für die kommenden Monate erwarteten die Firmen noch vielerorts eine Verschlechterung ihrer Geschäfte, wenn auch etwas seltener als im Juni. Nach den Angaben der jüngsten Befragung wurden die Baupreise erneut häufiger gesenkt, analog zu ihren weiterhin pessimistischen Perspektiven gingen die Teilnehmer auch für die nächste Zeit von Preiszugeständnissen aus. Die Beschäftigtenpläne wurden im Juli wieder nach unten korrigiert, entsprechend ist für die kommenden drei Monate stellenweise mit Personalabbau zu rechnen. Positive Effekte aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung, in dem u.a. ein CO2-Gebäudesanierungsprogramm, Förderprogramme zur energetischen Sanierung kommunaler Gebäude sowie Erleichterungen im Vergaberecht enthalten sind, waren in den Erwartungen der Baufirmen noch nicht zu erkennen, die Unsicherheit hielt vorerst an.

Das Geschäftsklima im Hochbau verbesserte sich am aktuellen Rand etwas im Vergleich zum Juni. Ihre aktuelle Geschäftslage beurteilten die Befragten nochmals geringfügig seltener positiv als zuletzt, der Indikator sank auf den niedrigsten Stand der vergangenen drei Jahre. Jedoch lag der Saldo nach wie vor weit oberhalb seines historischen (negativen) Mittels. Ihre Geschäftsaussichten schätzten die Hochbaufirmen noch mancherorts pessimistisch ein, jedoch seltener als im Vormonat. In den drei im Rahmen der Konjunkturumfrage betrachteten Hochbausparten gab es zum Teil recht gegensätzliche Entwicklungen: die Teilnehmer aus dem öffentlichen Hochbau bewerteten ihre Lage deutlich seltener ungünstig als zuletzt, die Einschätzung ihrer Perspektiven fiel etwas weniger pessimistisch aus. In Folge stieg der Klimaindikator deutlich, blieb aber noch relativ weit im negativen Bereich. Auch im gewerblichen Hochbau verbesserte sich das Geschäftsklima wieder sichtbar, der Indikator notierte knapp unterhalb seines (negativen) langfristigen Mittelwerts. Ihre aktuelle Situation hielten die Befragten deutlich häufiger für günstig als im Vormonat. Die Perspektiven wurden noch weit verbreitet negativ eingeschätzt, wenn auch seltener als zuletzt. Im Wohnungsbau dagegen nahm der Klimaindikator wieder ab, da die Urteile zur momentanen Geschäftssituation deutlich seltener positiv ausfielen. Im langfristigen Vergleich befand sich der Lageindikator aber weiterhin auf einem ausgezeichneten Niveau. Die Erwartungen präsentierten sich wieder weniger häufig pessimistisch als im Juni, aber insgesamt überwog diesmal die Abwärtsbewegung des Lageindikators.

Im Mittel aller Hochbausparten sank die Reichweite der Auftragsreserve geringfügig auf 4,6 Monate (4,7 zuletzt; 4,4 im Juli 2019). Der Grad der Geräteauslastung nahm aktuell wieder leicht zu, um 0,5 Prozentpunkte auf 78,7% und notierte damit unterhalb des Vorjahreswerts (80,8%).

Negative Tendenzen waren im Rahmen der jüngsten Befragung im Tiefbau zu verzeichnen. Ihre momentane Geschäftslage stellte die Firmen erheblich seltener zufrieden, die Kenngröße fiel auf den niedrigsten Wert der vergangenen 3,5 Jahre, lag aber noch ein gutes Stück oberhalb ihres (negativen) historischen Mittelwerts. Die Erwartungen trübten sich wieder ein, knapp über die Hälfte der Befragten rechnete mit Geschäftsrückgängen im nächsten halben Jahr, niemand mit einer Verbesserung. Insgesamt verschlechterte sich damit das Geschäftsklima klar. Der Auslastungsgrad des Geräte- und Maschinenparks sank auf 78,4% (79,2% zuletzt), übertraf damit aber den Wert vor Jahresfrist (75,6%). Die Auftragsreserve ging gegenüber Juni leicht zurück auf 3,1 Monate (3,2 zuletzt; 3,6 im Juli 2019).

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