10.05.2022|Bauhauptgewerbe

Bauhauptgewerbe: Materialknappheit auf Rekordhoch

Im Bauhauptgewerbe ging der Geschäftsklimaindikator im April erheblich zurück und notierte nun im negativen Bereich. Ihre derzeitige Lage stellte die Unternehmen erheblich seltener zufrieden als zuletzt. Allerdings lag dieser Saldenwert noch gut vierzig Punkte über seinem historischen Mittelwert. Die Auftragsbestände blieben gegenüber März unverändert, sie entsprachen am aktuellen Rand einer Produktion von 4,7 Monaten. Damit lag der Wert unter dem Ergebnis vom April 2021 in Höhe von 5,0 Monaten. Ihren Arbeitsvorrat beurteilten die Befragten genauso häufig als verhältnismäßig groß wie zuletzt. Die Ausnutzung der Maschinenkapazität lag im Durchschnitt bei 83,8% an (84,7% zuletzt, Werte saisonbereinigt), sie lag damit knapp unter der Quote vom Vorjahresmonat (84,5%). Der Pessimismus bei der Einschätzung der Geschäftserwartungen für das kommende halbe Jahr nahm abermals deutlich zu. Nochmals wesentlich häufiger als zuvor erwarteten die teilnehmenden Firmen Baupreissteigerungen. Der Saldo der Preiserwartungen erreichte im April einen neuen Höchststand seit 1991. Im Rückblick wurden sehr weit verbreitet gestiegene Baupreise gemeldet, dies erheblich öfter als in den vorangegangenen Monaten. Die expansiven Personalpläne wurden erneut ein Stück nach unten korrigiert. Die Meldungen zu einer Einschränkung der Bautätigkeit nahmen gegenüber März (61,5%) minimal ab auf nunmehr 61,0%. Im Vorjahresmonat hatte der Anteil mit 50,6% spürbar niedriger gelegen. Mit Abstand am häufigsten genannt wurde im April Materialknappheit, die Quote stieg um 15,3 Prozentpunkte auf 47,5%. Dies ist der höchste seit 1991 ermittelte Wert. Fachkräftemangel wurde im Vergleich zum März (19,9%) wesentlich häufiger gemeldet (38,0% aktuell). Widrige Witterungsverhältnisse beeinträchtigten am aktuellen Rand abermals weniger Befragte (16,2% zuletzt; 11,3% aktuell). Auftragsmangel führte mit 8,3% der Meldungen seltener zu Einschränkungen als im März mit 11,0%. Unter dem Punkt „sonstige Faktoren“ eingestufte Beeinträchtigungen meldeten 13,4% der Bauunternehmen (12,3% zuletzt). Mit einem Anteil von 6,5% wurden Auftragsstornieren spürbar öfter genannt als im Durchschnitt (1,7%) oder im Vormonat (1,0%). Anderen möglichen Hemmnissen (Finanzierungsengpässen) wurde den April-Resultaten nach nur eine vergleichsweise geringe Bedeutung beigemessen.

Die im Hochbau tätigen Bauunternehmen rechneten in den kommenden sechs Monaten nochmals erheblich häufiger mit Geschäftsrückgängen. Ihre gegenwärtige Lage beurteilten sie im April deutlich seltener positiv als zuvor. Der Lageindikator lag jedoch noch gut fünfzig Punkte über seinem historischen Mittel. Das Geschäftsklima trübte sich spürbar ein, der Hauptindikator lag nun im negativen Bereich. In allen drei betrachteten Hochbausparten gab es im April Rückgänge bei den Indikatoren. Im öffentlichen Hochbau wurde die aktuelle Lage wieder spürbar seltener positiv bewertet. Der Pessimismus bei den Erwartungen ließ geringfügig nach, war aber noch sehr weit verbreitet. Der Klimaindikator rutschte etwas tiefer in den negativen Bereich. Im gewerblichen Hochbau nahmen die pessimistischen Angaben mit Blick auf die erwartete Geschäftsentwicklung nochmals merklich zu. Die momentane Lage wurde wieder weniger häufig als günstig eingestuft, der Saldenwert lag aber im Langzeitvergleich noch auf einem sehr hohen Niveau. Das Klima verschlechterte sich erneut und der Indikator erhielt ein negatives Vorzeichen. Im Wohnungsbau behielt der Lageindikator sein hohes Niveau noch bei, verlor gegenüber März jedoch erheblich an Punkten. Der Pessimismus bei den Geschäftsaussichten nahm nochmal wesentlich zu. Der Klimaindikator stürzte ab und notierte nun unter null, erstmals seit Herbst 2010. Im Mittel aller Hochbausparten ging die Reichweite der Auftragsreserve gegenüber März (5,3 Monate) leicht zurück auf 5,2 Monate. Sie lag damit klar unter dem Wert des Vorjahresmonats von 6,0 Monaten. Der Kapazitätsauslastungsgrad des Geräte- und Maschinenparks sank auf 82,1% (saisonbereinigt; 83,0% zuletzt) und lag minimal unter dem Vorjahreswert von 82,2%.

Im Tiefbau waren die Erwartungen ähnlich weit verbreitet pessimistisch geprägt wie im März. Da die aktuelle Geschäftssituation nochmal spürbar seltener positiv bewertet wurde als zuvor, ging der Klimaindikator erneut zurück und rutschte tiefer in den negativen Bereich. Der Auslastungsgrad der Maschinenkapazität ging (saisonbereinigt) etwas zurück, von 78,2% im März auf 76,7% im April. Im Vorjahresmonat war die Quote mit 76,0% geringfügig niedriger ausgefallen. Die Reichweite der Auftragsreserve stieg auf 3,7 Monate an (3,4 zuletzt; 3,1 im April 2021).

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