10.07.2020|Gesamtwirtschaft

Geschäftsklima Baden-Württemberg: Erwartungen weniger pessimistisch

Das Geschäftsklima Baden-Württemberg verbesserte sich erneut im negativen Bereich. Die befragten Unternehmen zeigten sich weniger unzufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage und auch die Geschäftserwartungen fielen weniger pessimistisch aus. Der aktualisierte Frühindikator für die Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts (nicht saison- und kalenderbereinigte vierteljährliche Veränderungsraten gegenüber dem Vorjahresquartal) in Südwest deutete – bei einem bis Oktober 2020 reichenden Prognosehorizont – auf eine deutliche Verschlechterung der Wirtschaftsleistung hin.

Sektorale Entwicklungstendenzen: Der Klimaindikator im Verarbeitenden Gewerbe stieg deutlich – blieb aber tief im negativen Bereich. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage fielen zwar erneut etwas ungünstiger aus, die pessimistischen Meldungen hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten nahmen aber deutlich ab. Im Bauhauptgewerbe kühlte sich das Geschäftsklima wieder ab. Die derzeitige Geschäftslage wurde erneut weniger günstig beurteilt, gleichzeitig nahm die Skepsis mit Blick auf den weiteren Geschäftsverlauf zu. Im Großhandel stieg der negative Klimaindikator leicht. Die Urteile hinsichtlich der aktuellen Geschäftslage fielen wieder ungünstiger aus, die Geschäftsperspektiven wurden jedoch weniger negativ beurteilt. Das Geschäftsklima im Einzelhandel verbesserte sich erheblich und lag nur mehr knapp unter dem langfristigen Durchschnitt. Die befragten Händler waren nicht nur mit ihrer gegenwärtigen Lage zufriedener, auch die Geschäftsaussichten wurden weniger negativ eingestuft. Im Dienstleistungssektor verbesserte sich das Geschäftsklima, blieb aber klar negativ. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage waren nicht mehr so ungünstig wie im Vormonat und der Pessimismus mit Blick auf die Geschäftserwartungen nahm ab.

Der Effekt der Corona-Pandemie fiel den aktuellen Umfrageergebnissen entsprechend im Juni weniger negativ aus als im noch im Mai. Der Indikator verbesserte sich im Mittel aller Bereiche von -1,7 im Mai auf -1,6 (auf einer Skala von +3 bis -3). Dies lag daran, dass der Handel am aktuellen Rand weniger stark betroffen war. Der Indikator verbesserte sich hier auf -1,2 (-1,4 im Mai). Bei den Dienstleistern verschlechterte sich die Situation etwas (-1,8 aktuell; -1,7 im Mai). Am stärksten betroffen war weiterhin das Verarbeitende Gewerbe, der Indikator blieb – wie bereits im Vormonat – bei -1,9. Der Bau war mit -0,9 am wenigsten betroffen (-0,8 im Mai).

Kurzarbeit war weiterhin die am häufigsten getroffene Maßnahme. Insgesamt griffen 51% der Unternehmen darauf zurück. Insbesondere die Industrie und die Dienstleister nahmen davon Gebrauch (68% bzw. 55%). Im Handel und im Bau kam dieses Mittel strukturbedingt seltener zum tragen (33% bzw. 18%). Die zweithäufigste Maßnahme war die Verschiebung von Investitionsprojekten (51%). Auch hier wurde insbesondere in der Industrie und im Dienstleistungsbereich darauf zurückgegriffen (66% bzw. 55%). Im Bau war dies mit 34% der Nennungen die am häufigsten ergriffene Maßnahme. Im Handel wandten lediglich 22% der Befragten dieses Instrument an. In diesem Bereich wurde vor allem auf Liquiditätshilfen (50%) zurückgegriffen. Außerdem wurden bereits bestehende Kreditlinien bei Banken ausgeschöpft (40%).

Als existenzbedrohend betrachten die Situation über alle Wirtschaftsbereiche hinweg 21% aller Unternehmen. Insbesondere der Dienstleistungsbereich war betroffen (31%). Im Handel sahen sich immerhin noch 18% der Firmen bedroht. Im Verarbeitenden Gewerbe waren es 14%. Die Baubranche kommt auch hier am glimpflichsten davon: lediglich 1% sah seine Existenz bedroht.

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