09.06.2020|Bauhauptgewerbe

Bauhauptgewerbe: Erwartungen weniger pessimistisch

Im Bauhauptgewerbe erholte sich der Geschäftsklimaindikator im Mai nach der Talfahrt vom April etwas, notierte aber noch klar im negativen Bereich. Nichtsdestotrotz war dies der erste Anstieg seit einem halben Jahr, ausschlaggebend hierfür war die deutliche Verbesserung der Erwartungen an die kommenden Monate. Allerdings rechneten die Baufirmen noch immer vielerorts mit einer Verschlechterung ihrer Situation, mehr als die Hälfte der Befragten jedoch mit einer stabilen Entwicklung. Ihre aktuelle Lage dagegen schätzten die Teilnehmer nochmal ein Stück seltener günstig ein als im Vormonat, sie zeigten sich aber noch mehrheitlich zufrieden mit ihrer Ausgangssituation. Im Rahmen der aktuellen Sonderbefragung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigten sich die Bauteilnehmer im Vergleich zu den anderen Wirtschaftsbereichen mäßig negativ betroffen (-0,8 auf einer Skala von -3 bis +3; April: -0,9). Die befragten Unternehmen erwarteten, dass sich ihre Geschäftslage im wahrscheinlichsten Fall erst in 11 Monaten wieder normalisiert. Die Reichweite der Auftragsreserve sank erneut und lag nun bei 4,1 Monaten (4,3 Monate zuletzt), die Teilnehmer beurteilten ihren Arbeitsvorrat etwas seltener positiv als zuletzt. Der Grad der Geräteauslastung sank (saisonbereinigt) um 2,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat auf nunmehr 80,0% und lag damit 3 Prozentpunkte unterhalb des Vorjahreswerts. Weiterhin planten die Firmen für das nächste Quartal per saldo keine Neueinstellungen mehr, die Beschäftigungspläne waren aber im Gegensatz zum April nur noch stellenweise restriktiv. 21% der Unternehmen griffen aktuell auf Kurzarbeit zurück, das waren 4% mehr als im April. Im Schnitt waren davon 13% der Beschäftigten betroffen. Im Rahmen der jüngsten Befragung berichteten 43,7% der Baufirmen von Behinderungen ihrer Bautätigkeit, deutlich weniger als zuletzt (62,4%), etwas mehr als im Vorjahresmonat (40,9%). Wie im Vormonat waren die „sonstigen Faktoren“ wieder der am häufigsten genannte Hinderungsgrund, allerdings mit 22,2% der Angaben deutlich seltener als im April mit 42,7%. Einschränkungen durch Maßnahmen zur Verzögerung der Ausbreitung der Corona-Pandemie gingen deutlich zurück, lediglich 2% der Baufirmen berichteten in diesem Zusammenhang vom Stillstand auf Baustellen (April: 15%). Am zweithäufigsten gemeldet wurde Arbeitskräftemangel mit einer Quote von 13,6% (12,4% zuletzt). An dritter Stelle der Nennungen folgte Auftragsmangel mit 11,1% (8,7% zuletzt). Auftragsstornierungen wurden mit 8,6% der Angaben etwas seltener aufgeführt als im April mit 11,0%. Materialknappheit wurde mit 4,5% der Nennungen ebenfalls weniger häufig genannt (6,2% zuletzt), ein Anzeichen für nachlassende Lieferprobleme. Anderen möglichen Hemmnissen wurde den Mai-Ergebnissen nach nur eine geringe (Finanzierungsengpässe) bzw. keine Bedeutung (Witterungseinflüsse) beigemessen. Am aktuellen Rand wurden die Baupreise mancherorts gesenkt, dies häufiger als zuletzt. Analog zu den weiterhin vielerorts pessimistischen Geschäftserwartungen rechneten die Umfrageteilnehmer für das kommende Quartal mit ungünstigen Preisgestaltungsspielräumen, wenn auch ein Stück seltener als noch im April.

Im Hochbau klarte das Geschäftsklima im Vergleich zum Vormonat auf, der Indikator stieg deutlich an und notierte wieder im positiven Bereich. Ausschlaggebend waren auch in diesem Ressort vor allem die weniger pessimistischen Geschäftsperspektiven. Der Erwartungsindikator stieg ein gutes Stück an, wenngleich die Hochbaufirmen noch mancherorts mit Geschäftsrückgängen rechneten. Häufiger günstig als zuletzt wurde die momentane Geschäftslage bewertet. In allen drei im Rahmen der Konjunkturumfrage betrachteten Hochbausparten konnte der Geschäftsklimaindikator gegenüber dem Vormonat einen deutlichen Anstieg verzeichnen, jeweils getrieben durch die wesentliche Verbesserung der Erwartungen an die Geschäftsentwicklung im nächsten halben Jahr. Auch wenn diese noch vielerorts pessimistisch ausfielen. Unterschiede zwischen den Sparten ergaben sich wie im April aus der Beurteilung der aktuellen Geschäftssituation: die Teilnehmer aus dem öffentlichen Hochbau stuften ihre Lage im Kontrast zum Vormonat nun wieder als günstig ein, der Saldo notierte ein gutes Stück oberhalb der Nulllinie. Im gewerblichen Hochbau blieben die Urteile zur aktuellen Geschäftslage wie im Vormonat positiv, die Firmen zeigten sich noch etwas häufiger zufrieden als zuletzt. Im Wohnungsbau sank der Lageindikator, jedoch zeigte sich der Großteil der Teilnehmer weiterhin zufrieden mit der momentanen Geschäftssituation. Im Mittel aller Hochbausparten sank die Reichweite der Auftragsreserve etwas ab auf nun 4,5 Monate (4,8 zuletzt). Der Grad der Geräteauslastung nahm um 0,9 Prozentpunkte zu auf nunmehr 80,3% und übertraf damit den Vorjahreswert (79,6%).

Im Tiefbau dagegen verschlechterte sich das Geschäftsklima im Mai etwas und der Indikator rutschte tiefer in den negativen Bereich, da die Befragungsteilnehmer ihre momentane Geschäftslage zum sechsten Mal in Folge seltener günstig beurteilten. Hinsichtlich ihrer Erwartungen für das nächste halbe Jahr äußerten sich die Firmen noch weit verbreitet pessimistisch, wenn auch geringfügig seltener als zuletzt. Der Auslastungsgrad des Geräte- und Maschinenparks ging zurück auf 75,5% (80,0% zuletzt; 76,1% vor Jahresfrist), die Auftragsreserve stieg leicht an auf 3,2 Monate (3,1 zuletzt), lag aber unterhalb des Werts vom Vorjahr (3,5 Monate).

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