08.05.2020|Bauhauptgewerbe

Bauhauptgewerbe: Absturz des Geschäftsklimaindikators

Im Bauhauptgewerbe stürzte der Geschäftsklimaindikator im April ab, auf das niedrigste Niveau seit Herbst 2010. Am stärksten ins Gewicht fiel bei dieser Abwärtsbewegung die Talfahrt der Erwartungskomponente, hier blickten die Baufirmen nun sehr weit verbreitet pessimistisch auf das nächste halbe Jahr. Auch die Beurteilung der aktuellen Geschäftssituation fiel erheblich seltener günstig aus als zuletzt, jedoch zeigten sich die Teilnehmer noch mehrheitlich zufrieden mit ihrer Lage. Ungefähr 78% der befragten baden-württembergischen Baufirmen haben Ihre Fragebögen im Rahmen der jüngsten Umfrage vor dem 15. April beantwortet, also vor Bekanntgabe der geplanten, vorsichtigen Lockerungen in einigen Bereichen. Die Reichweite der Auftragsreserve sank leicht auf 4,3 Monate, die Teilnehmer beurteilten ihren Arbeitsvorrat deutlich seltener positiv als zuletzt. Der Grad der Geräteauslastung sank mit 82,1% (saisonbereinigt) im Vergleich zum Vormonat (87,7%). Neueinstellungen planten die Firmen für das nächste Quartal per saldo nicht mehr, im Kontrast zu den Vormonaten waren nun mancherorts Personalkürzungen vorgesehen. In ihrer Bautätigkeit sahen sich derzeit 62,4% der Befragten behindert, also erneut deutlich mehr als zuletzt (53,6%) und als im Vorjahresmonat (41,1%). Der meist genannte Hinderungsgrund waren im Rahmen der jüngsten Umfrage klar die „sonstigen Faktoren“ mit 42,7% der Angaben (15,7% zuletzt). Grund hierfür waren sicherlich Einschränkungen durch Maßnahmen zur Verzögerung der Ausbreitung der Corona-Pandemie, 15% der Baufirmen berichteten in diesem Zusammenhang vom Stillstand auf Baustellen. Am zweithäufigsten wurde Arbeitskräftemangel aufgeführt mit 12,4% der Meldungen (15,6% zuletzt). An dritter Stelle der Nennungen folgten Auftragsstornierungen mit 11,0%, verglichen mit März ein Anstieg um 8,2 Prozentpunkte. Auftragsmangel als Hinderungsgrund wurde mit 8,7% der Angaben etwas öfter aufgeführt als im März mit 6,3%, auch Materialknappheit wurde mit 6,2% der Nennungen wieder ein Stück häufiger genannt (1,2% zuletzt). Anderen möglichen Hemmnissen wurde den April-Meldungen nach nur eine geringe (Witterungseinflüsse) bzw. keine Bedeutung (Finanzierungsengpässe) beigemessen. Im Rahmen der aktuellen Befragung konnten die Baupreise per saldo nicht mehr angehoben werden, sie wurden stellenweise gesenkt. Passend zu den überaus pessimistischen Geschäftserwartungen rechneten die Umfrageteilnehmer für das kommende Quartal mit ungünstigen Preisgestaltungsspielräumen.

Auch im Hochbau trübte sich das Geschäftsklima im Vergleich zum März stark ein, der Indikator sank hier ebenfalls auf den niedrigsten Stand seit Herbst 2010. Ausschlaggebend waren auch in diesem Bereich in erster Linie die ausgesprochen pessimistischen Geschäftsperspektiven. Die Geschäftslage wurde wesentlich seltener günstig bewertet als zuletzt, stellte die Firmen aber noch weit verbreitet zufrieden. In allen drei im Rahmen der Konjunkturumfrage betrachteten Hochbausparten fielen die Erwartungen zur Geschäftsentwicklung im nächsten halben Jahr auf breiter Front negativ aus. Unterschiede ergaben sich dagegen im Beurteilungsniveau der aktuellen Geschäftssituation: die Teilnehmer aus dem öffentlichen Hochbau stuften ihre Lage im Gegensatz zum März nun stellenweise als ungünstig ein, in Folge rutschte der Klimaindikator hier ein gutes Stück tiefer in den negativen Bereich. Im gewerblichen Hochbau fielen die Urteile zur aktuellen Geschäftslage deutlich seltener positiv aus als im Vormonat, die Firmen zeigten sich aber noch mancherorts zufrieden. Hier verschlechterte sich das Geschäftsklima erheblich und der Indikator rutschte erkennbar unter die Nulllinie. Im Wohnungsbau sank der Lageindikator spürbar, jedoch zeigte sich die Mehrheit der Teilnehmer noch zufrieden mit ihrer Geschäftssituation. Daher sank der Klimaindikator auch hier erheblich, behielt aber sein positives Vorzeichen bei. Im Mittel aller Hochbausparten sank die Reichweite der Auftragsreserve wieder leicht auf nun 4,8 Monate (5,0 zuletzt). Der Grad der Geräteauslastung ging um 2,6 Prozentpunkte zurück auf nunmehr 79,2%.

Die Befragungsteilnehmer aus dem Tiefbau beurteilten ihre momentane Geschäftslage im April erneut seltener günstig als zuletzt. Mit Blick auf die erwartete Entwicklung im nächsten halben Jahr äußerten sich die Tiefbaufirmen per saldo nun mehrheitlich pessimistisch. Insgesamt verschlechterte sich das Geschäftsklima im Vergleich zum März damit beträchtlich, der Indikator rutschte ein gutes Stück weit in den negativen Bereich. Der Auslastungsgrad der Geräte und Maschinen ging zurück auf 80,2% (81,6% zuletzt), die Auftragsreserve sank auf 3,1 Monate (3,5 zuletzt).

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