10.08.2022|Bauhauptgewerbe

Bauhauptgewerbe: Auftragsreichweite auf Langzeithoch

Im Bauhauptgewerbe verschlechterte sich das Geschäftsklima im Juli wieder ein Stück, der Klimaindikator näherte sich seinem (negativen) langfristigen Mittel. Die aktuelle Lage wurde nochmal spürbar seltener positiv eingeschätzt. Die Reichweite der Auftragsbestände stieg deutlich an, sie entsprach nun einer Produktion von 5,7 Monaten (4,4 Monate zuletzt). Damit lag der Wert klar über dem Ergebnis vom Juli 2021 in Höhe von 4,6 Monaten und erreichte mit Abstand den höchsten Stand seit Beginn der gesamtdeutschen Zeitreihe 1991. Ihren Arbeitsvorrat bewerteten die Teilnehmenden ähnlich häufig als verhältnismäßig groß wie zuletzt. Die Ausnutzung der Maschinenkapazität stieg leicht auf 82,7% (81,8% zuletzt), sie entsprach damit ungefähr der Quote vom Vorjahresmonat (82,6%). Die Einschätzung der Geschäftserwartungen für das kommende halbe Jahr fiel wieder ein Stück häufiger pessimistisch aus. Der Anteil derjenigen Firmen, die planten, ihre Preise in den nächsten drei Monaten zu erhöhen, ging zum dritten Mal in Folge spürbar zurück. Rückblickend wurden deutlich seltener gestiegene Baupreise gemeldet als zuletzt. Die Personalpläne wurden geringfügig häufiger expansiv ausgerichtet als im Juni. Die Meldungen zu einer Einschränkung der Bautätigkeit blieben im Vergleich zum Juni unverändert bei 61,1%. Im Vorjahresmonat lag die Quote etwas höher, bei 63,6%. Die Behinderung durch Materialknappheit nahm gegenüber dem Vormonat wieder wesentlich zu (46,6% aktuell; 38,3% zuletzt). Sehr stark stiegen am aktuellen Rand die Angaben zum Fachkräftemangel an, von 25,7% im Juni auf nunmehr 42,4% der teilnehmenden Betriebe. Die unter dem Punkt „sonstige Faktoren“ zusammengefassten Hinderungsgründe beeinträchtigten einen Anteil von 12,5% (10,2% zuletzt). Der gemeldete Auftragsmangel nahm etwas zu (12,4% aktuell; 10,5% zuletzt). Mit einer Quote von 8,0% (8,6% zuletzt) wurden Auftragsstornierungen wieder geringfügig seltener aufgeführt. Anderen möglichen Hemmnissen (Witterungseinflüssen, Finanzierungsengpässen) wurde den Juli-Resultaten nach nur eine vergleichsweise geringe Bedeutung beigemessen.

Im Juli beurteilten die im Hochbau tätigen Bauunternehmen ihre Geschäftssituation spürbar seltener positiv. Im Langzeitvergleich befand sich der Lageindikator jedoch noch auf einem sehr guten Niveau. Die Perspektiven für die kommenden sechs Monate fielen wieder ein Stück häufiger pessimistisch aus. In Folge trübte sich das Geschäftsklima weiter ein. In allen drei betrachteten Hochbausparten war im Juli eine Eintrübung des Geschäftsklimas zu beobachten, der Klimaindikator lag nun jeweils im negativen Bereich. Im öffentlichen Hochbau fiel das Lageurteil der Teilnehmenden erstmals seit knapp einem Jahr per saldo negativ aus. Der Pessimismus bei den Geschäftsaussichten nahm im Juli wieder ein Stück zu. Im gewerblichen Hochbau nahm die Zufriedenheit mit der aktuellen Lage erheblich ab. Die pessimistischen Angaben bei der Einschätzung der weiteren Geschäftsentwicklung blieben auf ähnlichem Niveau wie zuvor, gegenüber Juni stieg der Erwartungsindikator geringfügig. Bei den im Wohnungsbau tätigen Firmen nahm das Ausmaß der Skepsis bei den Perspektiven wieder spürbar zu. Nicht mehr ganz so häufig wie in den vorangegangenen Monaten bewerteten die Teilnehmenden ihre aktuelle Lage als günstig. Im Mittel aller Hochbausparten nahm die Reichweite der Auftragsreserve gegenüber Juni (4,7 Monate) enorm zu auf aktuell 6,6 Monate. Dies ist der höchste Wert seit der Wiedervereinigung und liegt klar über dem Wert des Vorjahresmonats von 5,4 Monaten. Der Kapazitätsauslastungsgrad des Geräte- und Maschinenparks stieg leicht an auf 82,5% (82,1% zuletzt). Damit lag er über dem Vorjahreswert von 80,3%.

Zwar zeigten sich die Firmen im Tiefbau im Juli wieder deutlich häufiger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage als zuletzt. Da jedoch gleichzeitig der Pessimismus bei den Erwartungen in stärkerem Ausmaß zunahm, verschlechterte sich das Geschäftsklima wieder und der Klimaindikator rutschte tiefer in den negativen Bereich. Der Auslastungsgrad der Geräte- und Maschinenkapazität stieg (saisonbereinigt) geringfügig an auf 76,3% (76,2% zuletzt). Im Vorjahresmonat lag die Auslastung bei 75,2%. Die Reichweite der Auftragsreserve nahm auf 3,7 Monate zu (3,5 zuletzt; 2,9 im Juli 2021).

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