11.10.2022|Bauhauptgewerbe

Bauhauptgewerbe: Auftragsstornierungen nehmen deutlich zu

Im Bauhauptgewerbe trübte sich das Geschäftsklima im September zum dritten Mal in Folge weiter ein. Der Klimaindikator lag nun knapp über seinem (negativen) historischen Mittelwert. Ihre aktuelle Lage beurteilten die Baufirmen wieder spürbar seltener als günstig. Die Reichweite der Auftragsbestände blieb auf einem Langzeithoch und nahm am aktuellen Rand zu auf 5,6 Monate (5,4 zuletzt). Der Wert lag deutlich über dem Ergebnis vom September 2021 in Höhe von 4,4 Monaten. Ihren Arbeitsvorrat stuften die Teilnehmenden nochmals seltener als verhältnismäßig groß ein. Die Ausnutzung der Maschinenkapazität nahm geringfügig ab auf 83,0% (83,4% zuletzt), sie lag damit über der Quote vom Vorjahresmonat (81,3%). Die Geschäftserwartungen waren abermals stärker von Pessimismus gekennzeichnet. Es war nochmal häufiger geplant, die Preise in den nächsten drei Monaten zu erhöhen. Im Rückblick wurden zum vierten Mal in Folge seltener Preissteigerungen angegeben. Die in den zurückliegenden Monaten noch expansiven Personalpläne wurden deutlich nach unten korrigiert, die Teilnehmenden gingen nun von einem gleichbleibenden Beschäftigungsniveau aus. Die Meldungen zu einer Behinderung der Bautätigkeit nahmen im September wieder deutlich zu, sie lagen am aktuellen Rand bei 62,2% (53,6% zuletzt). Im Vorjahresmonat betrug die Quote 54,7%. Abermals wurde Fachkräftemangel am häufigsten genannt, 48,8% der Firmen hatten Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden (43,0% zuletzt). Mit 27,9% der Angaben nahm der gemeldete Materialmangel abermals ab (35,0% zuletzt). Einschränkungen durch Auftragsmangel nannten die Befragten wieder spürbar öfter (13,6% aktuell; 8,9% zuletzt). Mit einem Anteil von 12,3% (3,9% zuletzt) erreichten die Meldungen zu Auftragsstornierungen einen historischen Höchststand. Auch Finanzierungsprobleme wurden mit 5,1% öfter aufgeführt als zuletzt (1,1%), so hoch war der Anteil zum letzten Mal im Juni 2010 gewesen. Die unter dem Punkt „sonstige Faktoren“ zusammengefassten Hinderungsgründe beeinträchtigten einen Anteil von 8,1% (9,5% zuletzt). Anderen möglichen Hemmnissen (Witterungseinflüssen) wurde den September-Resultaten nach nur eine vergleichsweise geringe Bedeutung beigemessen.

Das Lageurteil der im Hochbau tätigen Bauunternehmen fiel im September etwas seltener positiv aus. Die Geschäftserwartungen trübten sich weiter ein, nun rechneten knapp zwei Drittel der Befragten mit Geschäftsrückgängen, nur noch 1% mit einer Besserung. In Folge verschlechterte sich das Klima spürbar und der Klimaindikator rutschte unter seinen (negativen) Langzeitdurchschnitt.In allen drei betrachteten Hochbausparten verschlechterte sich das Geschäftsklima im September merklich. Im öffentlichen Hochbau wurde dabei die aktuelle Lage häufiger als ungünstig eingestuft. Der Pessimismus bei den Geschäftserwartungen nahm wieder wesentlich zu. Im gewerblichen Hochbau verbesserte sich das Urteil zur Geschäftslage erneut leicht. Die Einschätzungen zur erwarteten Entwicklung im kommenden halben Jahr fielen nochmals pessimistischer aus. Im Wohnungsbau wurde die Geschäftslage nicht mehr ganz so häufig als günstig bewertet. Die ohnehin schlechten Aussichten trübten sich weiter ein. Die Reichweite der Auftragsreserve im Mittel aller Hochbausparten erreichte mit 6,7 Monaten (6,4 zuletzt) einen neuen Höchststand seit Beginn der gesamtdeutschen Zeitreihe 1991. Im Vorjahresmonat lag der Wert bei 5,1 Monaten. Der Auslastungsgrad der Geräte- und Maschinenkapazität stieg an auf 83,9% (83,5% zuletzt). Damit lag die Quote über dem Vorjahreswert von 80,5%.

Die Perspektiven im Tiefbau fielen im September geringfügig seltener pessimistisch aus als im Vormonat. Da jedoch die momentane Geschäftssituation die teilnehmenden Firmen gegenüber August spürbar seltener zufriedenstellte, verschlechterte sich das Geschäftsklima wieder ein Stück. Der Auslastungsgrad des Geräte- und Maschinenparks ging (saisonbereinigt) zurück auf 75,3% (76,2% zuletzt). Im Vorjahresmonat lag die Auslastung bei 74,5%. Die Reichweite der Auftragsreserve stieg auf 3,5 Monate (3,4 zuletzt; 3,0 im September 2021).

Zurück Drucken