10.07.2020|Bauhauptgewerbe

Bauhauptgewerbe: Lageindikator weiterhin deutlich positiv

Im Bauhauptgewerbe sank der Geschäftsklimaindikator nach dem Anstieg vom Mai am aktuellen Rand wieder ein Stück, das seit April bestehende negative Vorzeichen behielt der Kennwert bei. Ihre derzeitige Situation beurteilten die Baufirmen erneut etwas seltener günstig, der Lageindikator lag aber noch weit oberhalb des langfristigen Mittelwerts. Auch zeigten sich die Befragten per saldo nicht mehr zufrieden mit ihrem Arbeitsvorrat. Dies, obwohl die Reichweite der Auftragsreserve leicht zunahm und nun bei 4,2 Monaten lag (4,1 Monate zuletzt). Der Grad der Geräteauslastung stieg um 2,6 Prozentpunkte an auf 82,5% und notierte damit fast genau auf dem Vorjahreswert (82,6%). Mit Blick auf die nahe Zukunft rechneten die Teilnehmer weiterhin vielerorts mit einer Verschlechterung ihrer Situation, aktuell wieder etwas häufiger als im Mai. Die Baupreise wurden im Rahmen der jüngsten Befragung deutlich häufiger gesenkt, passend zu den pessimistischen Geschäftserwartungen rechneten die Baufirmen auch für das kommende Quartal wieder ein Stück öfter mit ungünstigen Preisgestaltungsspielräumen. Ihre Beschäftigtenpläne korrigierten die Befragten dagegen erneut nach oben, diese waren im Juni vorsichtig expansiv ausgerichtet. Aus diesem gemischten Bild lässt sich die Unsicherheit der Firmen ablesen, noch ist unklar, wie stark sich die Verschiebung oder Streichung von Investitionsprojekten in den verschiedenen Bereichen der Wirtschaft und die damit verbundene Rückstellung bzw. Stornierung von Bauaufträgen in den nächsten Monaten auswirken wird.

Von Behinderungen ihrer Bautätigkeit berichteten im Juni 45,9% der Baufirmen, etwas mehr als zuletzt (43,7%), deutlich mehr als im Vorjahresmonat (37,1%). Die „sonstigen Faktoren“ waren wie in den Vormonaten wieder der am häufigsten genannte Hinderungsgrund, mit 18,4% der Angaben allerdings seltener als im Juni mit 22,2%. Enthalten in diesen anderen Ursachen dürften Einschränkungen durch Maßnahmen zur Verzögerung der Ausbreitung der Corona-Pandemie. Dicht gefolgt wurden diese Faktoren von Auftragsmangel mit 17,7% der Nennungen (11,1% zuletzt), so hoch war diese Quote zuletzt im April 2014. An dritter Stelle der Angaben folgte Arbeitskräftemangel, 13,1% der Firmen hatten Probleme, geeignetes Personal zu finden (13,6% zuletzt). Die Meldungen zu Auftragsstornierungen nahmen im Vergleich zum Mai wieder zu, der Anteil stieg um 2,8 Prozentpunkte auf 11,4%. Anderen möglichen Hemmnissen wurde den Juni-Ergebnissen nach nur eine geringe (Materialknappheit, Finanzierungsengpässe) bzw. keine Bedeutung (Witterungseinflüsse) beigemessen.

Im Hochbau verschlechterte sich das Geschäftsklima im Vergleich zum Vormonat wieder ein Stück, der Indikator blieb aber noch im positiven Bereich. Die aktuelle Geschäftslage wurde seltener günstig bewertet als zuletzt und der Kennwert sank auf den niedrigsten Wert der vergangenen drei Jahre. Nichtsdestotrotz lag der Saldo noch weit oberhalb des (negativen) historischen Mittels. Die Geschäftsperspektiven präsentierten sich wieder etwas pessimistischer als im Mai. In den drei im Rahmen der Konjunkturumfrage betrachteten Hochbausparten waren unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten: die Teilnehmer aus dem öffentlichen Hochbau stuften ihre Lage im Kontrast zum Vormonat nun vielerorts als ungünstig ein, ihre Aussichten stellten sich noch etwas pessimistischer dar als zuletzt. In Folge sank der Klimaindikator deutlich. Auch im gewerblichen Hochbau trübte sich das Geschäftsklima wieder stark ein. Die Urteile zur aktuellen Situation fielen nur noch stellenweise günstig aus, der Saldo behielt hier aber sein positives Vorzeichen bei. Ihre Perspektiven schätzen die Teilnehmer weit verbreitet negativ ein, dies deutlich häufiger als im Vormonat. Im Wohnungsbau dagegen stieg der Klimaindikator ein Stück an, da sich die Bewertung der momentanen Geschäftslage wieder erkennbar verbesserte. Die Erwartungen fielen etwas negativer aus als zuletzt, aber insgesamt überwog die Aufwärtsbewegung des Lageindikators. Im Mittel aller Hochbausparten stieg die Reichweite der Auftragsreserve auf 4,7 Monate (4,5 zuletzt). Der Grad der Geräteauslastung nahm etwas ab, um 1,8 Prozentpunkte auf nunmehr 78,2% und notierte damit unterhalb des Vorjahreswerts (81,0%).

Im Tiefbau verbesserte sich das Geschäftsklima im Juni im negativen Bereich ein Stück, weil die Erwartungen der Befragungsteilnehmer deutlich seltener negativ ausfielen. Diese waren aber nach wie vor vielerorts pessimistisch geprägt. Ihre momentane Geschäftslage beurteilten die Firmen erneut seltener günstig. Der Auslastungsgrad des Geräte- und Maschinenparks stieg an auf 79,3% (75,4% zuletzt) und übertraf damit den Wert vor Jahresfrist (76,7%). Die Auftragsreserve blieb gegenüber Mai unverändert bei 3,2 Monaten (3,8 im Juni 2019).

Zurück Drucken