Verarbeitendes Gewerbe: Geschäftsklima auf neuem Tiefststand

Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe trübte sich deutlich ein und fiel dadurch auf einen neuen gesamtdeutschen Tiefststand. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage hatten sich schon im Februar und März eingetrübt, im April gaben diese jedoch nochmals auf breiter Front nach. Gleichzeitig rechneten beinahe zwei Drittel aller Umfrageteilnehmer mit weiteren Geschäftsrückgängen, positive Erwartungen gab es nur vereinzelt. Auch auf den ausländischen Märkten erwartete mehr als die Hälfte der Unternehmen eine ungünstige Entwicklung. 89% der baden-württembergischen Unternehmen rechneten mit Umsatzrückgängen aufgrund der Corona-Krise. Im Mittel aller befragten Unternehmen wurde der erwartete Rückgang auf 16,6% geschätzt. 51% der Unternehmen gingen aber davon aus, dass die Umsatzrückgänge zumindest teilweise aufgeholt werden können. 8% antizipieren, diese komplett aufholen zu können. Die Nachfrage ging sehr häufig zurück und die Urteile zur Auftragslage fielen spürbar negativer aus. Nachdem die Produktion zuletzt vielerorts gedrosselt wurde, stiegen die Lagerüberhänge nur leicht an. Für die kommenden Monate sind erneut häufiger Produktionskürzungen geplant. Dies dürfte auch an Lieferproblemen bei wichtigen Vorprodukten liegen – 46% der Firmen waren hiervon betroffen. Zu kompletten Produktionsstops war ein Viertel der Unternehmen gezwungen. Die Beschäftigtenpläne blieben beinahe unverändert restriktiv. Die Kapazitätsauslastung lag mit 70,9% 14 Prozentpunkte unter dem langfristigen Durchschnitt. Die Maßnahmen, die am häufigsten ergriffen wurden, um der Situation zu begegnen, sind die verstärkte Nutzung von Homeoffice (89%) sowie der Abbau von Zeitguthaben und Urlaub (84%). Jedoch musste auch rund ein Viertel der Befragten auf Beschäftigungsabbau zurückgreifen. 61% planten, Investitionsprojekte zu verschieben.

Auch im Vorleistungsgüterbereich trübte sich das Geschäftsklima stark ein. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage fielen deutlich negativer aus als zuletzt. Gleichzeitig verschlechterten sich die Geschäftserwartungen erneut, mehr als drei von fünf Unternehmen rechneten mit Geschäftsabschwächungen. Über die Hälfte der Befragten erwartete auch auf den ausländischen Märkten Einbußen. Die Nachfrage sank vielerorts und die Auftragspolster schrumpften. Obschon die Produktion auf häufig gedrosselt wurde, stiegen die Lagerüberhänge spürbar an. Dementsprechend wurden die Produktionspläne spürbar häufiger nach unten korrigiert. Dazu passend wurden auch die Personalplanungen merklich restriktiver gestaltet. Die Kapazitätsauslastung lag mit 72,7% 9,9 Prozentpunkte unter dem Ergebnis vom Vorquartal.

Der Klimaindikator im Investitionsgüterbereich fiel auf einen neuen Tiefststand. Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage fielen erneut deutlich negativer aus und mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen rechneten mit weiteren Geschäftseinbußen in den kommenden sechs Monaten. Auf den ausländischen Märkten wurde eine ähnlich ungünstige Entwicklung erwartet. Die Nachfrage verzeichnete den stärksten Rückgang seit der deutschen Wiedervereinigung. Parallel dazu leerten sich auch die Auftragsbestände vielerorts. Da gleichzeitig auch sehr häufig die Produktion gedrosselt wurde, wurde der Anstieg der Lagerüberhänge abgefedert. Für die kommenden Monate planten mehr als zwei Drittel der Umfrageteilnehmer, ihre Produktion zu drosseln, dabei war die Kapazitätsauslastung mit 70,3% ohnehin schon 15,1 Prozentpunkte unter dem langfristigen Durchschnitt. Die Personalpläne wurden erneut restriktiver ausgerichtet.

Im Bereich der Konsumgüter fiel der Klimaindikator ebenfalls auf einen neuen Tiefpunkt. Die derzeitige Geschäftslage wurde zwar nicht ganz so negativ eingeschätzt wie in den anderen Hauptgruppen, dafür waren die Erwartungen noch pessimistischer – mehr als drei Viertel der Umfrageteilnehmer rechneten mit Geschäftsrückgängen in den kommenden Monaten. Auch die Exporte dürften den Unternehmensmeldungen zufolge spürbar sinken. Die Nachfrageentwicklung gab nach, da aber gleichzeitig die Produktion vielerorts gedrosselt wurde, sanken in Summe die Bestände an Fertigwaren sogar. Mit 74,4% lag die Kapazitätsauslastung stattliche 15,2 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Dennoch sind für die kommenden Monate merklich häufiger Produktionskürzungen geplant und auch die Zahl der Mitarbeiter dürfte den Personalplanungen entsprechend sinken.

Branchenentwicklung: Das Geschäftsklima in der chemischen Industrie trübte sich erneut deutlich ein. Die befragten Unternehmen zeigten sich unzufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage – wenngleich der Indikator weniger negativ ausfiel als noch zum Ende des vergangenen Jahres. Für die kommenden Monate wurde jedoch spürbar häufiger mit Geschäftsabschwächungen gerechnet und auch die Ausfuhrtätigkeit dürfte auf breiter Front sinken. Die Nachfrage ließ nach und die Lagerbestände stiegen. Die Produktion wurde nur vereinzelt gekürzt – mit 75% war die Kapazitätsauslastung nur 3,5 Prozentpunkte geringer als im Vorquartal. Für die kommenden drei Monate wurden Produktionskürzungen jedoch deutlich häufiger geplant. Die Beschäftigtenpläne blieben beinahe unverändert restriktiv.

Im Bereich Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren sank der Klimaindikator leicht. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage trübten sich zwar deutlich ein, mit Blick auf die kommenden Monate nahmen die pessimistischen Stimmen jedoch merklich ab. Auch die Exporterwartungen fielen spürbar weniger negativ aus als noch im März. Die Nachfrage sank erneut häufiger und die Unternehmen zeigten sich unzufrieden mit ihrer aktuellen Auftragslage. Obschon die Produktion häufig gekürzt wurde, stiegen die Lagerüberhänge auf den höchsten Wert seit Dezember 2008. Die Kapazitätsauslastung fiel mit 63,9% auf einen neuen Tiefststand. Für die kommenden Monate sind per saldo weitere Produktionskürzungen geplant, jedoch merklich seltener als noch im Vormonat. Parallel dazu wurden auch die Beschäftigtenpläne nach oben korrigiert – wobei diese restriktiv blieben.

Der Klimaindikator im Druckgewerbe stürzte um mehr als 37 Punkte ab. Seit der deutschen Wiedervereinigung war die Stimmung in der Branche noch nie so negativ. Gleichzeitig erwarteten zwei Drittel der befragten Unternehmen weitere Geschäftsrückgänge in den kommenden Monaten. Auch auf den ausländischen Märkten wurde mit einer ungünstigen Entwicklung gerechnet. Beinahe alle Umfrageteilnehmer berichteten von einer gesunkenen Nachfrage, dementsprechend negativ fiel die Beurteilung der Auftragslage aus. Die Produktion wurde zuletzt auf breiter Front gekürzt und die Kapazitätsauslastung fiel auf den niedrigsten Stand seit Januar 1991. Die Produktionspläne wurden erneut deutlich nach unten korrigiert.

Das Geschäftsklima im Bereich Herstellung von Metallerzeugnissen trübte sich abermals deutlich ein. Die negativen Meldungen nahmen bei der Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage merklich zu, gleichzeitig rechneten spürbar mehr Umfrageteilnehmer mit einer ungünstigen Entwicklung in den kommenden sechs Monaten. Analog dazu wurde auch auf den ausländischen Märkten vielerorts eine negative Entwicklung antizipiert. Die Nachfrage brach ein und die Unternehmen beurteilten ihre Auftragslage merklich negativer als noch im März. Die Produktion wurde überwiegend gedrosselt, dennoch stiegen die Lagerüberhänge sichtlich an. Für die kommenden Monate sind bei mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen weitere Produktionskürzungen geplant, wobei die Kapazitätsauslastung mit 64,4% schon jetzt 16,7 Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt lag. Passend dazu dürfte den Personalplänen zufolge, die Zahl der Mitarbeiter sinken.

Im Bereich Herstellung von DV-Geräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen kühlte sich das Geschäftsklima ebenfalls spürbar ab. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage fielen nicht mehr ganz so verhalten aus wie im Vormonat, die Umfrageteilnehmer rechneten jedoch merklich häufiger mit Geschäftsabschwächungen in den kommenden Monaten. Auch die Exporte dürften sich den Meldungen zufolge weit verbreitet rückläufig entwickeln. Die Nachfrage sank, nachdem jedoch vielerorts die Produktion gedrosselt wurde, konnten die Lagerüberhänge sogar ein Stück reduziert werden. Die Produktionspläne für die kommenden Monate wurden deutlich nach unten korrigiert, die Beschäftigtenpläne fielen hingegen weniger restriktiv aus als zuletzt. Die Kapazitätsauslastung lag mit 73,1% 6,5 Prozentpunkte unter dem Wert vom Vorquartal.

Auch bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen trübte sich das Klima erneut deutlich ein. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage fielen erneut negativer aus und mehr als zwei Drittel der Umfrageteilnehmer erwarteten weitere Geschäftsrückgänge in den kommenden Monaten. Ein beinahe genauso großer Anteil der Unternehmen rechnete mit einer sinkenden Exporttätigkeit. Die Nachfrage sank etwas häufiger als im März und die Auftragsbestände schrumpften weiter. Da die Produktion jedoch vielerorts gedrosselt wurde, nahmen die Fertigwarenbestände nur leicht zu und sie blieben unter dem langjährigen Durchschnitt. Für die kommenden Monate sind auf breiter Front weitere Produktionskürzungen geplant, wobei die derzeitige Kapazitätsauslastung mit 76,5% bereits neun Prozentpunkte unter dem langfristigen Mittelwert lag. Die Beschäftigtenpläne wurden zwar nach unten revidiert, sie waren aber nicht so restriktiv wie im vierten Quartal 2019.

Das Geschäftsklima im Maschinenbau trübte sich erneut sichtlich ein und stellte damit einen Negativrekord auf. Die Einschätzungen zur gegenwärtigen Geschäftslage fielen spürbar negativer aus. Mit Blick auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten zeigten sich vier Fünftel aller Umfrageteilnehmer pessimistisch. Gleichzeitig erwarteten die Unternehmen auch auf den ausländischen Märkten überwiegend eine ungünstige Entwicklung. Die Nachfrage brach ein und die Urteile zur Auftragslage fielen deutlich negativer aus als im Vormonat. Die Lagerüberhänge konnten dennoch etwas reduziert werden, da die Produktion auf breiter Front gedrosselt wurde. Im Zuge dessen sank die durchschnittliche Kapazitätsauslastung auf 77,3% (83,3% im Vorquartal). Für die kommenden Monate sind vielerorts weitere Produktionsrückgänge zu erwarten. Demensprechend wurden die Personalpläne erneut restriktiver ausgerichtet.

Der Geschäftsklimaindikator im Bereich Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen fiel auf den niedrigsten Stand seit Mitte 2009. 93,5% der befragten Unternehmen beurteilten ihre derzeitige Geschäftslage als negativ. Die Nachfrage ist völlig zum Erliegen gekommen. Dementsprechend standen zuletzt auch beinahe überall die Bänder still. Die durchschnittliche Kapazitätsauslastung lag nur mehr bei 52,8%. Die Bestände an Fertigwaren stiegen sehr deutlich an. Für die kommenden Monate erwarteten mehr Umfrageteilnehmer als im Vormonat weitere Geschäftsrückgänge. Auch auf den ausländischen Märkten wurde mehrheitlich eine ungünstige Entwicklung erwartet. Mehr als zwei Drittel der Befragten gingen davon aus, ihre Produktion auch in den kommenden Monaten nicht ausweiten zu können. Die Beschäftigtenpläne wurden nach oben korrigiert und deuten nicht mehr – wie im Vormonat – auf zahlreiche Entlassungen hin.

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