Verarbeitendes Gewerbe: Fachkräftemangel auf Langzeithoch

Im Verarbeitenden Gewerbe verschlechterte sich das Geschäftsklima im Juli spürbar, dabei notierte der Klimaindikator knapp über null. Zwar wurde die aktuelle Lage ähnlich häufig positiv beurteilt wie im Juni. Die Erwartungen trübten sich jedoch stark ein, ca. 38% der Firmen rechneten mit Geschäftsrückgängen, nur knapp 14% mit Zuwächsen im nächsten halben Jahr. Der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate erreichte damit den höchsten Stand seit Mai 2020. Geringfügig seltener als im Juni meldeten die Teilnehmenden einen Rückgang der Nachfrage. Erstmals seit zwei Jahren wurde von einer Abnahme der Auftragsbestände berichtet. Die Vormonatsproduktion wurde noch stellenweise ausgeweitet. Die Lagerbestände an Fertigwaren wurden ähnlich häufig als unzureichend eingestuft wie in den vorangegangenen Monaten. Im Vergleich zu den Vormonaten nahmen die Meldungen zur Behinderung der Produktionstätigkeit aufgrund eines Mangels an Rohstoffen bzw. Vormaterialien ab (65,6% aktuell, 72,1% im Juni). Dagegen erreichte der gemeldete Fachkräftemangel mit einer Quote von 44% ein Langzeithoch (38% im 2.Quartal 2022). Für die nächste Zeit war eine Drosselung der Produktion vorgesehen. Anders als zuvor waren die Exporterwartungen kaum noch optimistisch geprägt. Die Beschäftigungsplanungen wurden abermals nach unten korrigiert, waren jedoch noch expansiv ausgerichtet. Der Saldo der Preiserwartungen sank deutlich.

Ihre aktuelle Geschäftslage stellte die Vorleistungsgüterproduzierenden im Juli ähnlich zufrieden wie in den drei zurückliegenden Monaten, der Saldo sank nur minimal. Anders als zuvor berichteten die Unternehmen aber nun von einer rückläufigen Nachfrage und sinkenden Orderbeständen. Die Vormonatsproduktion wurde merklich seltener ausgeweitet. Ihre Fertigwarenbestände stuften die Firmen spürbar weniger häufig als zu gering ein. Die Perspektiven für die kommenden sechs Monate trübten sich stark ein, die Befragten erwarteten weit verbreitet Geschäftsrückgänge. In Folge sank der Klimaindikator deutlich und rutschte erstmals seit September 2020 wieder unter null. Die Fertigungspläne wurden sichtlich seltener expansiv ausgerichtet als zuletzt. Die Beschäftigungsplanungen sahen ähnlich häufig Personalaufbau vor wie im Juni. Die Exporterwartungen fielen erneut seltener optimistisch aus, nur noch stellenweise rechneten die Teilnehmenden mit positiven Impulsen.

Auch im Juli meldeten die Investitionsgüterherstellenden eine rückläufige Nachfrage, dies allerdings nicht so häufig wie zuletzt. Weiterhin wurde eine Zunahme der Auftragsbestände angegeben, jedoch mit abnehmender Tendenz. Alles in allem wurde die aktuelle Geschäftslage vielerorts positiv beurteilt, gegenüber Juni etwas seltener. Erstmals in 2022 wurde die Vormonatsproduktion zurückgefahren. Die Meldungen über zu geringe Lagerbestände an Fertigwaren ließen erneut nach. Die Geschäftserwartungen verschlechterten sich abermals, der Pessimismus nahm zu. Die Exportaussichten trübten sich stark ein, stellenweise rechneten die Teilnehmenden aber noch mit Zuwächsen beim Auslandsgeschäft. Die Fertigungspläne deuteten auf eine eher gleichbleibende Produktionstätigkeit in der nächsten Zeit hin. Beschäftigungsaufbau war weiterhin mancherorts vorgesehen. In Folge der Abwärtsbewegung seiner beiden Komponenten ging der Klimaindikator ein Stück zurück, lag aber noch über seinem historischen Mittel.

Die Erwartungen der Konsumgüterproduzierenden verschlechterten sich im Juli immens. Knapp die Hälfte der Unternehmen rechnete mit Geschäftsrückgängen in den kommenden Monaten, nur circa 10 Prozent mit Zuwächsen. Die Exportaussichten brachen ebenfalls ein, der Saldo erreichte den niedrigsten Wert seit April 2020. Auf breiter Front war nun eine Drosselung der Produktionstätigkeit geplant. Anders als zuvor sahen die Beschäftigungspläne per saldo Personalabbau vor. Mit der aktuellen Geschäftssituation zeigten sich die Befragten noch punktuell zufrieden, der seit März sichtbare Abwärtstrend des Lageindikators hielt jedoch an. Bezüglich Nachfrage und Auftragsbeständen wurden weit verbreitet Rückgänge gemeldet, jeweils wesentlich öfter als im Juni. Trotz der vielerorts gedrosselten Vormonatsproduktion nahmen die Lagerbestände deutlich zu, der zugehörige Saldenwert näherte sich dem Langzeitdurchschnitt. Vor allem aufgrund des Einbruchs der Erwartungskomponente trübte sich das Geschäftsklima weiter ein und der Klimaindikator sank noch tiefer in den negativen Bereich.

Branchenentwicklung: In der chemischen Industrie verschlechterten sich die Perspektiven am aktuellen Rand massiv, mehr als zwei Drittel der Unternehmen erwartete nun eine ungünstige Entwicklung im kommenden Halbjahr, nur knapp 8 Prozent eine Verbesserung. Die Exportaussichten klarten dagegen wieder ein Stück auf, mancherorts wurde mit positiven Impulsen gerechnet. Produktions- wie auch Beschäftigungsplanungen veränderten sich gegenüber Juni wenig, sie waren noch stellenweise expansiv ausgerichtet. Mit Blick auf die momentane Geschäftslage nahm die Zufriedenheit nochmals zu, mehr als die Hälfte der Firmen bewertete diese positiv, keine negativ. Dies, obwohl sowohl bei Nachfrage als auch Orderbeständen im Juli Einbrüche zu beobachten waren. Die Vormonatsproduktion stagnierte per saldo, die Fertigwarenbestände nahmen weiter zu. Da die Abwärtsbewegung der Erwartungskomponente überwog, sank der Geschäftsklimaindikator stark und rutschte wieder unter null.

Bei den Herstellenden von Gummi- und Kunststoffwaren trübte sich das Geschäftsklima sichtlich ein, der Klimaindikator lag erstmals seit Juli 2020 wieder im negativen Bereich. Die aktuelle Lage wurde weit verbreitet günstig bewertet, wenn auch nicht ganz so häufig wie in den vorangegangenen Monaten. Der Pessimismus hinsichtlich der künftigen Geschäftsentwicklung nahm immens zu. Anders als im Juni meldeten die Firmen per saldo eine rückläufige Nachfrageentwicklung und sinkende Auftragsbestände. Trotz der mancherorts gedrosselten Vormonatsproduktion galten die Lagerbestände an Fertigwaren wesentlich seltener als zu gering. Vor diesem Hintergrund war auch für die nächsten Monate tendenziell eine Reduzierung der Produktionstätigkeit geplant. Im Exportbereich rechneten die Teilnehmenden spürbar häufiger mit Geschäftsrückgängen. Die Personalplanungen wurden merklich nach unten korrigiert, sie blieben aber noch expansiv ausgerichtet.

Im Druckgewerbe waren im Juli durchwegs negative Entwicklungen zu beobachten: vielerorts und nochmal öfter als zuletzt wurde die aktuelle Lage negativ beurteilt. Auf breiter Front rechneten die Unternehmen nun mit Geschäftsrückgängen in den kommenden sechs Monaten. In Folge rutschte der Klimaindikator noch tiefer in den negativen Bereich. Die Exportaussichten trübten sich weiter ein, der Saldo erreichte einen historischen Tiefstand. Jeweils bei mehr als der Hälfte der Firmen war für die nächste Zeit eine Reduzierung der Fertigungsmenge wie auch Beschäftigungsabbau geplant. Sehr weit verbreitet wurde von einem Rückgang der Nachfrage als auch der Orderbestände berichtet. Trotz stark gehäufter Drosselung der Vormonatsproduktion stiegen die Lagerbestände an und galten per saldo nun als zu groß.

Im Vergleich zum Juni meldeten die Produzierenden von Metallerzeugnissen jeweils häufiger eine rückläufige Nachfrage und sinkende Auftragsbestände. Ihre derzeitige Geschäftssituation stuften sie nicht mehr ganz so häufig als günstig ein wie zuletzt. Der Lageindikator befand sich allerdings noch auf einem im Langzeitvergleich sehr hohen Niveau. Mit Blick auf die erwartete Entwicklung im nächsten halben Jahr nahm der Pessimismus weiter zu, der Erwartungsindikator notierte auf dem tiefsten Stand seit April 2020. Die Exportaussichten verschlechterten sich abermals, sie waren jedoch stellenweise zuversichtlich. Die expansiven Produktions- wie auch Beschäftigungspläne wurden etwas nach oben korrigiert. Die Vormonatsproduktion wurde spürbar seltener ausgeweitet als zuvor. Die Fertigwarenbestände nahmen ein Stück zu. Das Geschäftsklima trübte sich ein, der Klimaindikator rutschte unter null.

Gegenüber dem Vormonat zeigten sich die Herstellenden von DV-Geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen im Juli häufiger zufrieden mit der Geschäftslage. Anders als zuletzt meldeten die Teilnehmenden wieder ein Anziehen der Nachfrage und eine Zunahme der Auftragsreserven. Die Vormonatsproduktion wurde nur noch punktuell gesteigert, dennoch galten die Lagerbestände an Fertigwaren abermals seltener als zu gering. Vom Exportgeschäft erwarteten die Unternehmen noch vielerorts positive Impulse, wenn auch nicht ganz so oft wie zuletzt. Die allgemeinen Geschäftsperspektiven wurden wesentlich häufiger pessimistisch eingeschätzt als im Juni. Die Produktions- und Personalplanungen wurden ein Stück nach unten korrigiert, blieben aber weit verbreitet expansiv gestaltet. Bedingt durch die stärkere Abwärtsbewegung der Erwartungskomponente sank der Geschäftsklimaindikator ein Stück.

Die Geschäftserwartungen der Produzierenden von elektrischen Ausrüstungen trübten sich im Juli massiv ein, der Erwartungsindikator erreichte den niedrigsten Stand seit Mai 2020. Auch im Exportbereich rechneten die Firmen – anders als in den Vormonaten – nun per saldo mit Geschäftsrückgängen. Die momentane Lage wurde nicht mehr ganz so häufig positiv eingestuft wie in den drei vorhergehenden Monaten. Der Klimaindikator sank deutlich und notierte nun bei null. Anders als zuvor ging die Nachfrage am aktuellen Rand zurück. Hinsichtlich der Entwicklung der Auftragsbestände wurden noch punktuell Zunahmen gemeldet, dies jedoch wesentlich seltener als zuletzt. Den Lagerbestand an Fertigwaren bewerteten die Teilnehmenden wieder spürbar häufiger als zu gering. Stellenweise war die Vormonatsproduktion noch ausgeweitet worden. Für die nächste Zeit war mancherorts eine Steigerung der Fertigungsmenge geplant, wenn auch nicht so oft wie zuvor. Die Personalpläne waren ähnlich häufig expansiv ausgerichtet wie in den zurückliegenden Monaten.

Ihre aktuelle Geschäftslage beurteilten die teilnehmenden Maschinenbauunternehmen im Juli nochmals öfter günstig als zuvor. Gegenüber Juni berichteten die Firmen deutlich häufiger von einer Zunahme der Auftragsbestände. Ein Stück seltener als zuletzt von einer rückläufigen Nachfrage. Die Angaben zu einem unzureichend gefüllten Fertigwarenlager blieben auf ähnlichem Niveau wie im Juni. Die Vormonatsproduktion wurde nur noch punktuell gesteigert. Mit Blick auf die erwartete Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr ließ der Pessimismus wieder nach, blieb jedoch weit verbreitet. Beim Exportgeschäft rechneten die Betriebe noch stellenweise mit positiven Impulsen. Jeweils häufiger als zuletzt war Stellenaufbau und eine Anhebung der Produktionstätigkeit vorgesehen. In Folge des Anstiegs beider Komponenten verbesserte sich das Geschäftsklima spürbar.

Im Kontrast zum Juni blickten die Produzierenden von Kraftwagen und Kraftwagenteilen am aktuellen Rand per saldo wieder mit Skepsis auf die erwartete Geschäftsentwicklung im kommenden Halbjahr. Die Exportaussichten brachen ein und waren nur noch vereinzelt optimistisch. Vor diesem Hintergrund wurden die Produktionsplanungen drastisch nach unten korrigiert und waren nun auf breiter Front restriktiv ausgerichtet. Personalabbau war weiterhin vorgesehen, wenn auch seltener als zuletzt. Ihre aktuelle Geschäftslage beurteilten die Unternehmen etwas weniger häufig positiv als im Juni. Vor allem aufgrund der starken Abwärtsbewegung der Erwartungskomponente verschlechterte sich das Geschäftsklima wesentlich, der Klimaindikator lag aber noch klar über seinem historischen Mittelwert. Verglichen mit Juni wurde wieder merklich seltener von einem Rückgang der Nachfrage berichtet. Anders als im Vormonat wurden nun auch sinkende Auftragsbestände gemeldet. Trotz weit verbreitet gesteigerter Vormonatsproduktion wurden die Fertigwarenbestände von der Mehrheit der Unternehmen als zu gering eingestuft. Die Angaben zu einer Behinderung der Fertigung durch Materialmangel gingen gegenüber Juni (68,9%) stark zurück, die Quote lag nun bei 28,9%.

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