08.04.2020|Gesamtwirtschaft

Geschäftsklima Baden-Württemberg: Geschäftsklimaindikator bricht ein

In Anbetracht der aktuell grassierenden Corona-Pandemie trübte sich das Geschäftsklima Baden-Württemberg im März dieses Jahres spürbar ein. Die befragten Unternehmen beurteilten die aktuelle Geschäftslage so verhalten wie seit Mai 2010 nicht mehr. Für die kommenden Monate wurde vielerorts mit weiteren Geschäftsrückgängen gerechnet. Der aktualisierte Frühindikator für die Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts (nicht saison- und kalenderbereinigte vierteljährliche Veränderungsraten gegenüber dem Vorjahresquartal) in Südwest deutete – bei einem bis Juli 2020 reichenden Prognosehorizont – ebenfalls auf eine deutlich rückläufige Entwicklung hin.

Sektorale Entwicklungstendenzen: Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe trübte sich spürbar ein. Die Umfrageteilnehmer beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage abermals negativer und es wurde mit weiteren Geschäftsrückgängen in der nächsten Zeit gerechnet. Im Bauhauptgewerbe sank der Klimaindikator erneut leicht. Den Umfrageergebnissen zufolge waren die Unternehmen weiterhin größtenteils zufrieden mit ihrer aktuellen Lage, für die kommenden sechs Monate wurden aber erneut häufiger Geschäftsabschwächungen antizipiert. Im Großhandel sank der Klimaindikator auf den niedrigsten Stand seit über zehn Jahren. Die Zufriedenheit mit der aktuellen Lage nahm ab, der Indikator entsprach per saldo dem langfristigen Mittelwert. Jedoch zeigte sich mehr als die Hälfte aller befragten Großhändler pessimistisch hinsichtlich ihrer Geschäftsperspektiven. Auch im Einzelhandel sank der Klimaindikator deutlich. Die aktuelle Geschäftslage wurde im Vergleich zum langfristigen Mittelwert zwar noch als gut eingeschätzt, für die nächste Zeit erwartete die Mehrheit der Händler aber einen Geschäftsrückgang. Auch im Dienstleistungssektor trübte sich das Klima ein und stellte dabei einen neuen Negativrekord seit Beginn der Zeitreihe 2005 auf. Die derzeitige Geschäftslage wurde deutlich verhaltener eingestuft, gleichzeitig rechneten die Umfrageteilnehmer vielerorts mit einer ungünstigen Entwicklung.

Im März dieses Jahres wurden die an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen auch nach den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihre Geschäftstätigkeit gefragt. 69,1% der befragten Firmen berichteten im Zuge dessen von negativen Effekten auf ihre Geschäftstätigkeit. Bei 28,4% der Teilnehmer hatten die Einschränkungen keine Konsequenzen für die Geschäftstätigkeit, 2,5% berichteten sogar von positiven Auswirkungen.

76% der befragten Unternehmen aus dem Bereich des Verarbeitenden Gewerbes berichteten von negativen Effekten der Corona-Epidemie auf ihre Geschäftstätigkeit. Auf 23% der Umfrageteilnehmer hat die Krise aktuell (noch) keinen Effekt. 1% der Firmen berichtete von positiven Auswirkungen. Am häufigsten mussten die Unternehmen Dienstreisen absagen bzw. verschieben (55%). Das zweithäufigste Problem stellte die Beeinträchtigung der Geschäftstätigkeit bei ausländischen Tochterfirmen dar. Von einem Nachfragerückgang wurde mit 39% der Meldungen nur etwas öfter berichtet als von Lieferproblemen bei Vorprodukten und Rohstoffen. Knapp ein Viertel der Umfrageteilnehmer berichtete von Produktionsrückgängen. Rund 20% der Unternehmen mussten mit verstärkter Lagerhaltung gegensteuern. Ebenfalls 20% hatten Lieferprobleme bei Endprodukten. Von einem Kostenanstieg bei Vorprodukten bzw. Rohstoffen waren 8% der Betriebe betroffen.

64% der Händler berichteten von negativen Effekten der Corona-Pandemie auf ihre Geschäftstätigkeit. Immerhin 9% konnten jedoch einen Anstieg der Geschäfte verbuchen. Nachfragerückgang war dabei mit 43% der Meldungen der am häufigsten genannte negative Effekt. Mit 39% der Nennungen wurden Probleme im Einkauf angeführt. Knapp ein Drittel der Händler war gezwungen, Dienstreisen zu verschieben oder abzusagen. Lieferprobleme im Verkauf machten 15% der Handelsfirmen zu schaffen. 14% sahen sich zu einer verstärkten Lagerhaltung gezwungen. Bei 11% kam es zu einem Kostenanstieg im Einkauf. Beeinträchtigungen ausländischer Tochtergesellschaften meldeten 6% der Händler.

Im Dienstleitungssektor wurde bei 65% der Firmen die Geschäftstätigkeit durch Corona negativ beeinflusst. 2% der Dienstleister konnten ihre Geschäfte hingegen ausweiten. Der meistgenannte negative Effekt waren Nachfragerückgänge, 45% der Dienstleister waren hiervon betroffen. Zu verzögerten bzw. abgesagten Dienstreisen kam es bei 33% der Umfrageteilnehmer. Die Geschäftstätigkeit ausländischer Töchter wurde bei 14% der Firmen beeinträchtigt.

Zurück Drucken